Offener Projektwettbewerb, 2023 • Erweiterung einer Schulanlage mit 10 Klassenräumen, Gruppenräume & Turnhalle • Bauen im Bestand
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Die Städte heizen sich immer mehr auf, die Gletscher schmelzen. Im Angesicht des Klimawandels verlangt das Bauen nach neuen ressourcensparenden Konzepten. Urmel ist ein Schulhaus, das eine verantwortungsvolle und zugleich lernfreudige Lösung konsequent verkörpert und damit den zukünftigen Generationen ein Vorbild sein kann.
Um den Bedarf an grauer Energie auf ein Minimum zu begrenzen, wird der Bestand erhalten und minimal invasiv zu einem Schulhaus umgenutzt: Knapp ein Viertel des geforderten Raumprogramms, lassen sich im früheren Wohnhaus integrieren, wodurch das neu zu erstellende Gebäudevolumen drastisch reduziert werden kann.
Das Schulgebäude ist in drei Kernbereiche aufgeteilt:
Das Erdgeschoss beinhaltet mit Bibliothek und Mehrzwecksaal die öffentlichen Nutzungen, welche in direktem Bezug zu den angrenzenden Aussenräumen stehen.
In den Untergeschossen befinden die Sportbereiche samt aller angrenzenden Umkleiden und Gerätelagern, welche sich somit über die Geschossigkeit getrennt unabhängig von den Schulinternen Räumen für Vereine erschliessen lassen.
Oberhalb dieser öffentlichen Nutzungen finden in den Obergeschossen die eigentlichen Schul- und Betreuungsangebote einen geschützten Platz. Hierbei bildet das zentrale Atrium das Herzstück, welches die Geschosse vertikal miteinander verbindet und die Symbiose zwischen Alt und Neu ablesbar macht.
Die Klassen- und Betreuungsräume sind kompakt angeordnet und nutzungsneutral gestaltet, sodass sie mit kurzen Wegen zueinander verschaltet werden können. Diese können unterteilt werden und so auf Veränderungen im Schulbetrieb reagieren. Die Zwischenräume bilden zusammen mit dem Atrium einen fliessenden Raum, der eine flexible Lernlandschaft für Spiel, Rückzug, Ruhe und Aufenthalt ermöglicht und interne Kommunikation fördert sowie fordert.
Das Bestandsgebäude wird entkernt, von sperrigen, nicht tragenden Innenwänden befreit und die Fassade mit neuen Fenstern sowie Innendämmung auf den heutigen Energiestandard saniert. Da die Anbauten statisch vom Bestand entkoppelt sind und in die Bestandsstruktur wird nur geringfügig eingegriffen wird, muss nicht von einer statischen Ertüchtigung der Konstruktion ausgegangen werden. Der Neubau wird als materialsparendes Holzskelettsystem konstruiert. Die funktionalen Kerne – vertikale Erschliessung und Nassräume – sowie die Untergeschosse sind als massive, aussteifende Kerne aus Recyclingbeton ausgebildet.
Alle neuen, tragenden Aussenwände sowie nicht-tragenden Innenwände werden aus ungebrannten Lehmsteinen aus lokalem Lehm hergestellt. Diese können bei Bedarf eingestampft werden und 100% zu neuen Lehmbauteilen wiederverwertet werden. Dieses neuinterpretierte Fachwerksystem bietet eine grösstmögliche Flexibilität – auch für zukünftige, räumliche Anpassungen.
Der Holzbau lässt sich zum Grossteil in Elementen vorfabrizieren und die effektive Rohbauphase hierdurch deutlich reduziert. Dank des geringen Abbruchs des Bestands und nach der Fertigung des Rohbaus werden die Arbeiten hauptsächlich im Inneren ausgeführt, wodurch mit deutlich geringeren Lärmemissionen im Unterrichtsbetrieb gerechnet werden kann.
Bauherrschaft:
Stadt Bern
Bauingenieure:
–
Landschaftsplanung:
Jérôme Duréault
Fertigstellung:
–
Baugesamtfläche:
2.670 m2
Bilder:
CURA
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